Europatag am EGB - Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges, Mahnung zur Erhaltung des Friedens

In Zeiten eines um sich greifenden Nationalismus in vielen Ländern Europas und der Welt setzte das Erich-Gutenberg-Berufskolleg bewusst ein Zeichen. Der von Ron Kellers, Torsten Klingenberg und Stefan Kröger organisierte Europatag der Bünder Europaschule stand dieses Jahr ganz im Zeichen des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges. Schülerdebatten nach den Regeln des Bundeswettbewerbes "Jugend debattiert", ein Gastvortrag von Professor Thilo Hardt von der Universität Münster zur "Rolle der EU als geopolitischer Akteur" und eine Podiumsdiskussion zum Thema "Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs - Auftrag zur Friedenssicherung für uns heutige Europäer" unter Mitwirkung von Vertretern regionaler Gedenkstätten, einem Vertreter des Kirchenkreises Herford und ehemaligen Zeitzeugen waren die Höhepunkte eines rund sechsstündigen Programms im Forum des Erich-Gutenberg-Berufskollegs.

Schon in den vorangehenden Wochen hatten sich die Klassen HY 601 und HY 602 des Wirtschaftsgymnasiums  in den Fächern Deutsch, Religion und Gesellschaftslehre mit Geschichte (GemGe) mit ihren Lehrkräften Nil Kahraman, Anja Rittinghaus, Dr. Gerd Diekmeyer und Torsten Klingenberg an den am EGB eingeführten Studientagen nach dem Prinzip des Selbstorganisierten Lernens (SOL) mit der Erarbeitung der Themen "Frieden und Friedensstörungen", "Dietrich Boenhoeffer im Widerstand gegen den Nationalsozialismus", "Stellungnahmen zum gerechten Krieg von der Antike bis zur Gegenwart", "Instrumente der heutigen Friedenssicherung" und "Syrienkonflikt" intensiv auseinandergesetzt. Die eindrucksvollen Ergebnisse präsentierten die Wirtschaftsgymnasiasten nun im Forum des EGB und erhielten für die anspruchsvollen Ergebnisse und die anschauliche Plakatgestaltung ausgiebiges Lob von den externen Gästen des Europatages. Die vorangegangene Arbeit an den genannten Themen bildete auch gleichzeitig die Vorbereitung für die Jugend-debattiert-Debatten, welche die Wirtschaftsgymnasiasten vor ihren Mitschülerinnen und Mitschülern zu den derzeit sehr aktuellen Themen "Soll die Nato in Syrien militärisch zur Friedenssicherung eingreifen?" und "Soll man in einem Land, in dem die Menschenrechte verletzt werden, Urlaub machen?" hielten.  Die Debatten stellten damit ein weiteres Element des internationalen Erasmus+Projektes "Listen stories engaged in the past - The World War II" dar, in dem das EGB zusammen mit Partnerschulen aus Großbritannien, Kroatien, Rumänien und der Türkei arbeitet.

Thematisch schloss sich der Gastvortrag von Professor Thilo Hardt von der Universität Münster zum Thema "Europa als globaler Akteur vor neuen geopolitischen Herausforderungen" an. Der Münsteraner Hochschullehrer sieht die EU als Stabilisator unserer fundamentalen Lebensbedingungen, als gleichrangingen Partner der USA, Chinas und Russland, als Garanten der Friedenssicherung in Europa. "Demokratien führen untereinander keine Kriege.", so Thilo Hardt. Für ihn ist die EU ein Labor, in dem unaufhörlich an Fortschritten gearbeitet wird, spektakuläre Erfolge seien bei dieser Arbeit nicht zu erwarten, statt dessen freue man sich über stetige kleine Schritte in die richtige Richtung. Dass sein Vortrag bei den jugendlichen Zuhörern gut ankam, zeigten die zahlreichen Fragen und Diskussionsbeiträge im Anschluss an den Vortrag. 

Zum Abschluss des Europatages fand eine rund einstündige Podiumsdiskussion zum Thema ""Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs - Auftrag zur Friedenssicherung für uns heutige Europäer" statt, an der Katharina Dehlinger von der Erinnerungs- und Dokumentationsstätte Wewelsburg, Thomas Lange von der KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica, Oliver Nickel von der Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) Senne, Friedel Böhse von der Gedenk-, Dokumentations- und Begegnungsstätte Zellentrakt im Rathaus Herford, Holger Kasfeld vom Kirchenkreis Herford und die Zeitzeugen des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges Manfred Brendel und Ernst Tilly teilnahmen. Die Idee zu der Podiumsdiskussion hatte GemGe-Lehrer Torsten Klingenberg, der mit Schülerinnen und Schülern Gedenkstättenbesuche vorbereitet und durchführt. Moderator Martin Schindéle führte mit viel Emphatie durch eine Diskussion, die zahlreiche wichtige Fragen behandelte wie z.B. die Zusammenarbeit von Schulen und Gedenkstätten, die Bedeutung der "Erinnerungsarbeit" für die europäische Friedenssicherung oder die mögliche Gefahr einer "Erinnerungsmüdigkeit". Einig waren sich alle Teilnehmer darin, dass das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges angesichts eines immer mehr zunehmenden Nationalismus und Rechtspopulismus heute wieder sehr notwendig ist. 

Der "Markt der Möglichkeiten", auf dem das EGB seine Europaprojekte vorstellte (u.a. telc-Kurs von Birgit Pöhler, Verena Witt und Katja Düker, Polen-Austauschprogramm von Dr. Andrea Dettmer, Fair Share eSG von Christian Jacquemot, internationale Klassen von Wilfried Kura) bildete einen anschaulichen Rahmen und manchen Gesprächsanstoß für Gäste, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr herzlich!!

 

 

Professor Thilo Hardt: "Die EU ist ein Labor!"
"Sollen wir kämpfen, wie der Hauptmann es befohlen hat?" - Jonathan Voth, Jan Giesbrecht, Marvin Hüsemann und Kira Kutzinski führen ein Theaterstück vor, in dem Jugendliche sich im 2. Weltkrieg entscheiden müssen.
Schulleitung und Gäste, von links: Ernst Tilly, Friedel Böhse, Manfred Brendel, Holger Kasfeld, Afra Gongoll, Thilo Hardt, Anja Rittinghaus, Thomas Lange, , Katharina Dehlinger, Oliver Nickel

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